Was bleibt, wenn man Kafkas Texte auf ihre Vokale reduziert – oder ihre Buchstaben zählt? Diese Methode des Lesens ist im Fall von Kafka eine besondere Art des Distant Reading, des Lesens aus Distanz. Über die Namen in „Das Urteil“ hat Kafka in seinem Tagebuch geschrieben: „Georg hat soviel Buchstaben wie Franz. In Bendemann ist ‚mann‘ nur eine für alle noch unbekannten Möglichkeiten der Geschichte vorgenommene Verstärkung von ‚Bende‘.Bende aber hat ebensoviele Buchstaben wie Kafka und der Vokal e wiederholt sich an dengleichen Stellen wie der Vokal a in Kafka. Frieda hat ebensoviel Buchstaben wie F. und dengleichen Anfangsbuchstaben.“ (Kafka, Tagebücher 1910–1923, hg. von Max Brod. Frankfurt a. M.: S. Fischer, 1983, S. 217) An dieser Stelle der Definition fehlten noch 17 der 132 Wörter, jetzt gleich wird sie vollständig sein.
(132 / Heike Gfrereis)
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.