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Danach

Was passiert nach dem letzen Satz einer Lesung, am Ende eines Buchs oder Films, nach dem letzen Satz in einem Manuskript? Wie fällt der Vorhang?

Letzte Seite des Manuskripts zu "Lieutnant Gustl" (1900) von Arthur Schnitzler

Wie lang schreibt man an einem Text, der Literaturgeschichte machen wird? Der praktizierende Arzt Arthur Schnitzler braucht im Urlaub für die 240 Manuskriptseiten seiner Erzählung gerade einmal sechs Tage, vom 14. bis zum 19. Juli. In der Erstausgabe verkürzt Schnitzler gar auf fünf und gibt an: „Reichenau, 13. bis 17. Juli 1900“.

Schnitzler schreibt auf, was sein Held denkt, spricht und hört. Zum ersten Mal in der Literatur unvermittelt – ästhetisch gefasst nur durch den Autornamen, den Titel, der dem Helden einen Namen gibt, und die Hinweise auf Entstehungszeit und -ort.

Ein unaufhörlicher innerer Monolog, der mit dem Satz „Dich hau’ ich zu Krenfleisch!“ endet und mit einem Blick auf die Uhr beginnt:

„Wie lange wird denn das noch dauern? Ich muß auf die Uhr schauen … schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht’s denn? Wenn’s einer sieht, so paßt er gerade so wenig auf, wie ich, und vor dem brauch’ ich mich nicht zu genieren … Erst viertel auf zehn? … Mir kommt vor, ich sitz’ schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin’s halt nicht gewohnt … Was ist es denn eigentlich? Ich muß das Programm anschauen … Ja, richtig: Oratorium! Ich hab’ gemeint: Messe. Solche Sachen gehören doch nur in die Kirche! Die Kirche hat auch das Gute, daß man jeden Augenblick fortgehen kann. – Wenn ich wenigstens einen Ecksitz hätt’! – Also Geduld, Geduld! Auch Oratorien nehmen ein End’“.

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