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Lesen 3: 59 Sekunden

Friedrich Schiller kam am 10. November 1759 in Marbach am Neckar auf die Welt. Doch wie viel Schiller können wir in 59 Sekunden lesen? Welche Texte oder auch nur Sätze suchen wir dafür aus? Wie lesen wir sie vor? Für welchen Schiller stehen wir heute persönlich ein?

Der Singer-Songwriter Bryan Benner hat 2021 in Marbach Schillers vertonte Texte ins Englische übertragen und das erste 59-Sekunden-Video von sich aufgenommen, 2025 haben Studierende der Universitäten Stuttgart und Tübingen in 59 Sekunden „ihren“ Schiller ins Spiel gebracht.

 

Bryan Benner liest „Der Taucher“

Bryan Benner ist Singer-Songwriter und bekannt geworden durch sein Quartett „The Erlkings“, das vor allem Lieder von Schumann und Schubert ins Englische und in die Besetzung Tuba, Schlagzeug, Cello und Gitarre übersetzt. Er hat mit Unterstützung eines Privatstipendiums von Sir Sean Connery in Glasgow am Royal Scottish Conservatory studiert, danach in Italien und Wien (u.a. in der Liedklasse von Angelika Kirchschlager).

Eli Winkler (Internationale Literaturen und Germanistik, Universität Tübingen) liest "Körners Vormittag"

… weil das kleine und noch zu unbekannte Drama für Schiller sehr ungewöhnlich ist und „ich dem
Stück eine (kleine) Bühne geben will“.

Grischa Österbauer liest "Die Macht des Gesangs" (Variante 1)

Grischa Österbauer liest "Die Macht des Gesangs" (Variante 2)

… weil es sich beim lauten Lesen anfühlt, als würde man etwas zum ersten Mal verstehen. Das heißt auch: Man versteht es jedes Mal ein wenig anders.

Sarah-Myriel Trost liest "Über den Gebrauch des Chors in der Trägödie"

… weil sonst etwas fehlt.

Adrian Schülper liest "Der Spaziergang"

… damit  wir unseren Horizont erweitern.

Kerstin Koschemann liest "Der Geisterseher"

… weil sie neugierig macht: „Ich habe genau diese Stelle – das Ende des Fragments – ausgewählt, um bei denen, die zuhören, die selbe Spannung auszulösen, die ich an dieser Stelle empfunden habe und die für mich mit einer Enttäuschung verbunden ist, weil Schiller diesen Roman nicht vollendet und eben nicht weitergeschrieben hat, so dass wir nie wissen werden, was genau in dieser unerhörten Geschichte passiert, die dem Grafen von O da erzählt wird.“

Svenja Trojan liest die Vorrede zu "Die Räuber"

… weil das besonders gut zu einem Ort in Stuttgart passt: Schloss Solitude. An der herzoglichen  Militär- und Kunstakademie studieret Schiller zunächst Rechtswissenschaften und dann Medizin. Der Alltag dort war streng geregelt: „Aufstehen sommers 5 Uhr, winters 6 Uhr, danach Musterung, Rapport, Frühstück, danach Unterricht 7–11 Uhr, 11–12 Uhr Montursäubern und Musterung durch den Herzog. 13 Uhr Mittagessen, anschließend abteilungsweiser Spaziergang in Gegenwart von Aufsehern und erneut Unterricht von 14–18 Uhr. An eine Erholungsstunde von 18–19 Uhr schlossen sich Musterung, Rapport und Abendessen um 19:30 Uhr an. Schlafengehen war für 21 Uhr anberaumt. An Sonntagen waren größere Spaziergänge unter Aufsicht von Offizieren möglich. Besuche der Angehörigen wurden ebenso selten gestattet wie Urlaub. Ferien gab es keine.“ (zitiert nach Heinz Stade: Unterwegs zu Schiller. Berlin 2005, S. 34)

Lea Rimmer liest "Kabale und Liebe"

… weil hier zwei Frauen miteinander sprechen, sie den Text seit Schulzeiten besonders mag und das laute Lesen einen mitreißt und selbst in eine der Figuren (Luise) verwandelt.

Lisa Hummel (1. Semster Literaturwissenschaft/Germanistik, Universität Stuttgart) liest "Wilhelm Tell"

… weil hier darüber nachgedacht wird, was uns frei macht: „Die 3. Szene, 4. Aufzug, dürfte die bekannteste Szene aus Schillers ‚Wilhelm Tell‘ sein. Tell wartet in der hohlen Gasse bei Küßnacht auf den Landvogt Gessler, der ihn gezwungen hat, mit einer Armbrust einen Apfel von dem Kopf seines Sohnes zu schießen. Tell will Gessler mit einem Pfeil töten, um dessen Treiben ein Ende zu setzen. Die Tat selbst bleibt in ihrer Motivation zweideutig: Rache oder Freiheitskampf? Wann ist ein Tyrannemord moralisch vertretbar?“

Madlen Pfisterer (Uni Stuttgar, Master of Education) liest "Kabale und Liebe"

… weil hier ausnahmsweise einmal der männliche Protagonist von seinen Gefühlen buchstäblich übermannt wird – und nicht wie sonst üblich die weibliche Protagonistin.

Lea Trugenberger liest "Die Bürgschaft"

… weil wir die 1798 entstandene Ballade gut im Freien lesen können. Zum Beispiel im Leonberg Pomeranzengarten. Im angrenzenden Schloss wohnte Schillers Mutter von 1796 bis zu ihrem Tod 1802. Schiller sah sie nach seiner Flucht aus Württemberg 1782 nur noch zwei Mal.

Dominik Zöbisch liest Goethes "Faust"

… damit wir darüber nachdenken können, worin sich Goethes Texte von Schillers Texten unterscheiden.

Dominik Zöbisch liest Schillers "Räuber"

… damit am Ende dieser virtuellen Seite Schiller das letzte Wort hat.

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