Am 24. Juli 2024 endete das Seminar „Literaturveranstaltungen moderieren und organisieren II: Von der Theorie zur Praxis“ mit einer Abschlussveranstaltung im Museumsgarten des Hölderlinturms, die mehrere Studierende zusammen moderiert haben: Ein Gespräch mit Carolin Callies über ihren neuen Gedichtband „Teilchenzoo“, über Schreibprozesse & poetisches Arbeiten, Apfelkerne & nervige Moderationsfragen & das richtige Obst, das Vorlesen von visueller Poesie & das Herumschreiben um Gedichte, Bücher als Veranstaltungsbegleiter & das Ins-Wort-fallen.
Yannik Pfeil über seine Fragen an Carolin Callies
Bei der Moderation der Lehrveranstaltung fiel es mir schwer, Fragen zu stellen, welche das Gespräch richtig in Gang setzten, da diese oft viel zu sehr meine Interpretationen des Textes implizit enthielten, sodass es Carolin schwerfiel, überhaupt nachzuvollziehen, worauf die Frage abzielt. Dementsprechend gilt es für mich in Zukunft zu beachten, nicht indirekt in die Fragen eigene Interpretationen einfließen zu lassen, sondern vielmehr die Fragen in einer offenen Art und Weise zu formulieren, sodass sofort in ein Gespräch über die Frage übergegangen werden kann. In diesem Kontext ist auch zu beachten, dass die von mir implizit vorausgesetzten Interpretationsannahmen auch vom Publikum kaum nachzuvollziehen sind. Demgege über ist es vorteilhaft, Fragen hinsichtlich der Produktion des Textes zu stellen („Wie bist du auf diese Idee gekommen?“) beziehungsweise zur Haltung des Autors gegenüber dem Text (Wie stehst du zu den beschriebenen Themen?), wobei in Bezug auf die Produktion auch hier beachtet werden muss, dass teilweise die Autorin dies nicht mehr genau wissen kann. Eventuell wäre hier die Ausrichtung der Fragen auf das Faszinosum, welches den Text als solchen aus Sicht der Künstlerin auszeichnet, zielführender (z. B. „Wo siehst du den besonderen Reiz dieses Gedichtes?“). Das Problem hierbei ist nur, dass auch dieses Verfahren sich mehr nach der Person des Künstlers ausrichtet und weniger nach den Texten an sich. Damit macht man es sich zwar vermutlich in Bezug auf die Formulierung funktionaler Fragen leichter, zugleich hat jedoch die Erfahrung mit den Interviews gezeigt, dass gerade auch eine stärkere Ausrichtung am Text selbst für das Publikum durchaus interessant sein kann und eine Abwechslung gegenüber den typischen Literaturveranstaltungsfragen und Formaten geschaffen werden kann. Insbesondere sollten dabei Standard-Feuilleton-Fragen vermieden werden, da diese abgedroschen wirken können. Eine solche nähere Betrachtung der Sprache ist dabei nur selten aus einer anderen Frage spontan zu entwickeln, zumal es immer eines guten Plans bedarf, um überhaupt zielführend improvisieren zu können. Gleichzeitig besteht jedoch die Schwierigkeit darin, sowohl dem Publikum als auch der Autorin auch hier zu vermitteln, worauf man genau in der Textstelle abzielt und dabei gleichzeitig die Frage offen genug für die Autorin zu gestalten. Andernfalls kann es sehr leicht geschehen, dass die Antwort auf die Frage zu kurz ausfällt (Zeitplan beachten!) oder man aber eine Frage stellt, welche eine nähere Auseinander- setzung mit einem Detail des Textes erfordert, was wiederum die Antwort aufgrund der Not- wendigkeit einer Bedenkzeit verzögern kann. So betrachtet lässt sich sagen, dass die Ausformulierung der Fragen mit eine der größten Herausforderungen bei der Moderation einer Literaturveranstaltung darstellt. Insgesamt liegt jedoch die größte Herausforderung sicherlich in der vorangegangenen Organisationsarbeit, insbesondere dann, wenn einem ein Netzwerk von Verbindungen fehlt und man noch unerfahren ist.
Era Rexhaj über ihre Instagram-Posts zur Veranstaltung und das Seminar
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